Virtuelles Training für Atemschutzgeräteträger
Schwanenkirchen. Die Ausbildung der Feuerwehren im Landkreis Deggendorf erreicht eine neue Dimension: Kreisbrandrat Erwin Wurzer hat am Dienstag bei der Freiwilligen Feuerwehr Schwanenkirchen eine innovative Virtual-Reality-Trainingsmöglichkeit für Atemschutzgeräteträger vorgestellt. Das System ermöglicht die realitätsnahe Übung gefährlicher Brandbekämpfungsszenarien in Innenräumen.
Im Schulungsraum der Feuerwehr Schwanenkirchen zeigten 1. Kommandant Josef Kreipl, 3. Kommandant Fabian Kreipl und Atemschutzträger Andreas Schiller, wie das Training zur virtuellen Brandbekämpfung funktioniert. Schiller setzte die VR-Brille auf, die zusammen mit PC und Monitor vom Bayerischen Innenministerium zur Verfügung gestellt wurde. Fabian Kreipl hat das Set noch erweitert: „Wir verbinden die VR-Brille mit WLan, so ist der Atemschutzträger beweglicher.“ Dank angeschlossenem Beamer können auch alle Anwesenden im Schulungsraum sehen, was der Übende sieht: Andreas Schiller bewegte sich mit dem Strahlrohr in der Hand auf eine Halle zu, auf deren Tor nacheinander verschiedene geometrische Formen erschienen. Mit dem Strahlrohr, das per Knopfdruck einen Wasserstrahl auslöste, musste Schiller Kreis, Quadrat, Herz oder Stern nachbilden.
„Mit diesen Mini-Spielen können sich die Einsatzkräfte an die VR-Brille gewöhnen und die Handhabung erlernen“, erklärte Fabian Kreipl.
Auf die Gewöhnung folgt das richtige Training: Andreas Schiller betrat virtuell einen brennenden Raum. Wie im Ernstfall gab er erst einmal einige Sprühstöße in Richtung Decke ab, um die Temperatur zu senken. Nah am Boden bewegte er sich durch den Raum, untersuchte diesen mit der Wärmebildkamera und setzte das Strahlrohr ein.
Die Zuschauer im Schulungsraum verfolgten die Vorgehensweise und brauchten dabei keine Angst zu haben, nass zu werden: Obwohl Andreas Schiller das Strahlrohr mehrfach auf sie richtete, wurde natürlich kein Wasser versprüht. „Wir können verschiedene Szenarien und Schwierigkeitsstufen einstellen und so ganz realitätsnah üben“, erklärte Josef Kreipl: Die Feuerwehrleute können unter anderem das Vorgehen in verrauchten Räumen, die Suche nach vermissten Personen oder das gezielte Löschen von Brandherden trainieren. Die Auswertung am Ende zeigt die benötigte Zeit und die verbrauchte Wassermenge ebenso wie Informationen zu Temperatur und Gesundheitszustand des Atemschutzträgers.
Im Rahmen der Grundausbildung lernen die Einsatzkräfte im VR-Training das richtige Vorgehen im Innenangriff und die Strahlrohrführung. Kreisbrandrat Erwin Wurzer erläuterte die Vorteile des Systems: „Das virtuelle Training ist eine hervorragende Ergänzung zur praktischen Ausbildung. Es erlaubt uns, gefährliche Einsatzsituationen nachzustellen, ohne unsere Einsatzkräfte oder die Umgebung zu gefährden. Durch wiederholtes Üben können Wissen und Taktik gezielt vertieft werden, was im Ernstfall entscheidend ist.“
So entwickeln die Einsatzkräfte Routine, die bei einem echten Brand in einem Gebäude von großem Nutzen ist. Dazu gehört auch, nah am Boden zu bleiben, gezielt zu löschen und möglichst wenig Wasser zu verbrauchen: „Je mehr Wasser zum Einsatz kommt, desto mehr Dampf bildet sich – und dann wird es heiß und hochgefährlich“, so Wurzer.
Landrat Bernd Sibler zeigte sich beeindruckt von der neuen Technologie: „Die Sicherheit unserer Einsatzkräfte hat oberste Priorität. Mit diesem VR-Training können unsere Feuerwehrleute in Ruhe üben und Routine erlernen, damit auch unter Stress alles funktioniert.“ Die VR-Technik habe einen positiven Nebeneffekt: „Das macht das Üben auch für die Jugend attraktiv und hilft sicher bei der Nachwuchsgewinnung.“
Hengersbergs 2. Bürgermeister Mathias Berger freute sich, dass seine Gemeinde bei dieser Investition berücksichtigt wurde: „Unsere Feuerwehren sind sehr breit aufgestellt, diese Schulungsmöglichkeit ist hier in Schwanenkirchen sehr gut aufgehoben.“ Davon ist auch die Kreisbrandinspektion überzeugt: Neben Kreisbrandrat Erwin Wurzer verfolgten auch Kreisbrandinspektor Bernhard Süß und Kreisbrandmeister Ludwig Jacob die Vorführung.
Künftig soll die Ausbildung am VR-Trainer allen 62 Atemschutz-Wehren im Landkreis im Rahmen der Grundausbildung angeboten werden und damit das Training im Brandcontainer und in der Brandübungsanlage ergänzen. – sas
vr1, 2, 5: Über den Monitor beobachteten Kreisbrandrat Erwin Wurzer (hinten, v.l.), Kreisbrandinspektor Bernhard Süß und Kreisbrandmeister Ludwig Jacob das Vorgehen von Andreas Schiller.
vr 3, 4: Nah am Boden wie im echten Einsatz bewegte sich Andreas Schiller durch den virtuellen Brandraum, den er mit der Wärmebildkamera absuchte.
Quelle PNP