Unter Atemschutz in den 90. Stock

10.10.2023
Schöllnsteiner Feuerwehrkameraden beim Towerrun

Von Petra Killinger

Schöllnstein/Rottweil. Schon zum vierten Mal hat der TK Elevator Towerrun in Rottweil stattgefunden. Hierbei handelt es sich um den höchsten Treppenhauslauf im westeuropäischen Raum. Mit dabei: Tobias und Stefan Anetsberger. Sie sind als Feuerwehrmänner der Feuerwehr Schöllnstein angetreten und haben dafür gut ein Dreivierteljahr hart trainiert. Ihr Ziel: in einer moderaten Zeit die 1390 Stufen und 232 Höhenmeter mit dem Ballast der vollen Atemschutzmontur bis in die 90. Etage zu überwinden.
Es lag nicht nur an den Temperaturen, dass die Brüder diesen Sommer oftmals arg ins Schwitzen kamen. Der Grund lag vielmehr darin, sich auf den Wettlauf in Rottweil vorzubereiten. Dieser findet jährlich auf dem Gelände der Thyssenkrupp AG statt, wo für Express- und Hochgeschwindigkeitsaufzüge ein Testturm errichtet wurde. Es ist der weltweit zweithöchste Testturm für Fahrstühle, in dem sich auf der 90. Etage unter anderem eine Besucherplattform befindet.
Dort sollte es für die beiden Schöllnsteiner hinaufgehen. Wohlgemerkt zu Fuß mit einem zusätzlichen Gepäck von 30 Kilogramm, die eine Atemschutzmontur der Feuerwehr auf die Waage bringt. Wo vormittags noch zivile Einzelstarter und Teams aus Top-Athleten, Profis, Hobbysportlern und Amateure sich in Schnelligkeit und Kondition gemessen haben, hat es am Nachmittag für Hunderte von Feuerwehrleuten Atemschutzeinsatz im 90. Stock geheißen.
Die Teilnehmerresonanz war enorm, erzählt Stefan Anetsberger im Gespräch mit der DZ. Über 1000 Läufer waren nach Rottweil gekommen, wobei es noch weit mehr hätten sein können. Die Teilnehmerzahl war limitiert und die Startplätze waren binnen weniger Tage vergeben. Bruder Tobias gab den Anstoß für die Unternehmung und hatte letztendlich auch bei der Anmeldung prompt ein Quäntchen Glück. Ab diesem Zeitpunkt war hartes Training angesagt, das sich hauptsächlich auf das Laufen und Rennradfahren konzentrierte. Hinzu kam Fitnesstraining im Studio und ein intensiviertes Sportprogramm gut einen Monat vor dem eigentlichen Start.
Trotz guter Kondition und einer disziplinierten Vorbereitung kamen dennoch Zweifel am Tag der Austragung auf. „So ein Gebäude kann ganz schön Eindruck machen, wenn man davor steht.“ Entmutigen ließen sich die beiden dennoch nicht. Sie schlüpften in ihre Atemschutzausrüstung und sind im Zweiertrupp losgelaufen, um die Spitze des Testturms nach 39 Minuten zu erreichen. Ein guter Schnitt für die zwei Sportskanonen, die damit den 152. Platz in der Gesamtwertung erreicht haben und in der Altersklasse M50 sogar Platz 33. Der schnellste unter den gesamt mehr als 1000 Teilnehmern schaffte die Strecke in sieben Minuten. Eine extrem gute Vorlage, wie beide fanden. Allerdings steckte dieser Teilnehmer in keiner Vollausrüstung der Feuerwehr. Dass es unter dem Schutzanzug ordentlich heiß auf dem Weg nach oben wurde, versteht sich von selbst, wobei Stefan Anetsberger abwinkte und meinte, dass man mit diesen Faktoren auch bei Atemschutzeinsätzen umzugehen lernen muss. Ihr Ziel war es oben anzukommen und das haben sie geschafft. Davon konnten nicht alle Starter sprechen, denn nicht jeder hatte am Veranstaltungstag ein ausreichendes Durchhaltevermögen.
Nach einem ersten Durchschnaufen und einer fünf- bis zehnminütigen Pause war es dann auch oben soweit, die Fernsicht zu genießen, die man definitiv vom Besucherplateau hatte.
Trotz eines enormen Trainingsprogramms und den Strapazen beim Wettkampf wollen Tobias und Stefan Anetsberger erneut beim TK Elevator Towerrun in Rottweil antreten. Schließlich gilt es die Aufstiegsdauer von 39 Minuten zu unterbieten. Die Zielsetzung ist, die 90 Stockwerke in 25 Minuten zu schaffen.