Kommandantentagung

07.02.2025
Feuerwehr
Bei der Kommandantenversammlung blicken die Landkreis-Feuerwehren auf 2024 zurück – und nehmen die Zukunft ins Visier

Text: Diana Millgramm und PNP    /      Fotos: Günther J. Kraut (FF Aholming)

Stephansposching. 3304 Einsätze haben die Feuerwehren im Landkreis Deggendorf im vergangenen Jahr bewältigt. Dabei geht das Spektrum der Fälle weit übers Feuerlöschen hinaus. Die 4854 Aktiven, die ehrenamtlich im Einsatz sind, bewältigen im Schnitt neun Einsätze am Tag. Eine unglaubliche Leistung, waren sich die rund 400 Einsatzkräfte aus dem Landkreis auf der großen Kommandantenversammlung in Stephansposching einig.
In erhöhter Einsatzbereitschaft sei die Feuerwehr Stephansposching, scherzte die gastgebende Bürgermeisterin Jutta Staudinger. Immerhin feiere man heuer das 150. Jubiläum. „Heute ist der Probelauf für den Ernstfall“, begrüßte sie die zahlreichen Gäste in der voll besetzten Mehrzweckhalle. „Aus vollem Herzen“ dankte sie allen Einsatzkräften für Übungen, Einsätze, Nachbereitung und Jugendarbeit. Voll des Lobes war der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Konrad Seis, nicht nur für die gute Zusammenarbeit mit den Inspektionen, sondern vor allem für die hervorragende Arbeit in den Kinderfeuerwehren und in der Ausbildung der Jugend.
Ausführlich erinnerte Landrat Bernd Sibler noch einmal an das vergangene Hochwasser – das zweithöchste im Landkreis – und seinen ersten Katastrophenfall im Amt. Er lobte das enge Miteinander aller Einsatzkräfte: „Ich verneige mich vor euch, ihr habt den Katastrophenfall geregelt, ihr seid super. Es hat alles funktioniert.“
Das Thema Waldbrand habe den Landkreis im vergangenen Jahr ebenfalls intensiv beschäftigt. Ein Konzept wurde erstellt. „Und wenn man jetzt die Bilder aus Los Angeles gesehen hat, weiß man, wie das ausgehen kann.“ Man sei nun gut gerüstet. 3304 Einsätze – und diese alle ehrenamtlich – hätten die Landkreisfeuerwehren im letzten Jahr absolvieren müssen. „Das ist beeindruckend, im Einsatz zu jeder Tages- und Nachtzeit.“ Auch Sibler sprach in höchsten Tönen von der engagierten Jugend. Ihn freuen die Zahlen: Immerhin 802 Mitglieder hat die Jugend, 890 Kinder sind Mitglieder der Kinderfeuerwehren. „Sie alle haben ein hohes Verantwortungsgefühl und schauen nicht nur ins Handy.“
Derzeit sei man dabei, das Konzept der „Mobilen Retter“ umzusetzen. So können Alarmierungszeiten von über zehn Minuten, gerade in entlegeneren Bereichen, auf vier bis fünf Minuten gesenkt werden. „Und damit versterben weniger Menschen."

Einsatzkräfte mit dem Ehrenkreuz ausgezeichnet
Gemeinsam mit Kreisbrandrat Erwin Wurzer und Seis ehrte er anschließend Einsatzkräfte mit dem Ehrenkreuz der Kreisbrandinspektion in der Stufe Gold. Ausgezeichnet wurden Georg Bauer (FF Altenufer), Christian Augenstein und Bernhard Scheungraber (beide FF Schöllnach), Johann Schmid (FF Gergweis), Norbert Retzer und Josef Stutz (beide FF Steinkirchen) sowie Robert Kröll (FF Haardorf).
Über zahlreiche beeindruckende und ungewöhnliche Einsätze berichteten die Kreisbrandinspektoren Bernhard Süß und Jürgen Kainz. Nicht nur die Hochwasserkatastrophe selbst hatte die Einsatzkräfte beansprucht, sondern auch ungewöhnliche Begleiterscheinungen wie die Evakuierung eines Kreuzfahrtschiffs oder der Brand des Schöpfwerks in Winzer.
Zahlreiche Verkehrsunfälle – einige mit Schwerverletzten – hatten die Wehren ebenso beschäftigt wie Brände, zum Teil mit Menschen, die nicht mehr gerettet werden konnten. „Das ist besonders belastend, und es wird nie erträglich“, fasste Kainz zusammen und warb für gegenseitige Unterstützung in solchen Fällen. Personen- und Tierrettung standen ebenso auf der Tagesordnung wie das Bergen eingeklemmter Personen aus einem Lastwagen oder unter einem Traktor.
Kreisbrandinspektor Josef Fritsch hatte viele Zahlen im Gepäck. „Ich weiß schon, nicht so spannend wie eine aus Gefahr gerettete Jungfrau, aber es muss sein“, scherzte er. 12540 Personen sind Mitglieder bei den Feuerwehren im Landkreis, 4854 davon im aktiven Dienst. Die Zahlen steigen aktuell, aber man habe noch nicht wieder die Werte von vor zehn Jahren erreicht, obwohl intensiv für den Dienst geworben werde.

64425 Stunden ehrenamtlicher Einsatz
Gute Jugendarbeit und der einmalige Effekt, wenn das maximale Dienstalter hochgesetzt werde, reichten nicht aus. „Wir müssen Menschen mittleren Alters zu uns holen – Menschen, die im aktiven Dienst verloren gegangen sind, reaktivieren oder werben.“
1009 Feuerwehrleute sind als Atemschutzträger ausgebildet. Dankbar zeigte sich Fritsch gegenüber Kreisbrandrat Erwin Wurzer, der immer wieder Plätze an der staatlichen Feuerwehrschule über eine Restplatzbörse nach Deggendorf hole. So konnten die Landkreiswehren 187 Personen dorthin schicken, obwohl nur 127 Stellen für 2024 vorgesehen waren.
Als kritisch empfand er den Rückgang der Teilnehmerzahlen an den THL-Lehrgängen. „Dabei ist das ein elementares Element unserer Einsätze – wir müssen dranbleiben, auch wenn das Leistungsabzeichen kein Glanzlicht der Erlebnispädagogik ist.“ Man lege damit aber den Grundstein, um die Aufgaben der Feuerwehr bewältigen zu können.
Wurzer gab an, dass 237 Fahrzeuge, 15 Abrollbehälter und 68 Anhänger im Landkreis im Einsatz seien, von denen einige neue vor der Halle zu besichtigen waren. Er ging noch einmal genauer auf die Einsatzzahlen ein: 2023 gab es 2023 technische Hilfeleistungen, 664 Brände, 240 Fehlalarmierungen und 370 sonstige Tätigkeiten. Das Team der Psychosozialen Notfallversorgung, von dem alle in höchsten Tönen sprachen, musste siebenmal ausrücken.
Insgesamt wurden 64425 Einsatzstunden geleistet. „Das spart dem Steuerzahler auf Dauer rund 2312876 Euro“, fasste er zusammen. Allein beim Hochwasser waren 3353 Frauen und Männer 21425 Stunden im Einsatz. 4805 Geräte wurden in der Atemschutzwerkstatt geprüft, 727 Atemschutzgeräteträger trainierten in der Atemschutzübungsanlage. „Da ist noch Luft nach oben. Wir müssen uns anstrengen, mehr Kameraden auszubilden, damit sie sicher in den Einsatz gehen können.“
Wurzer berichtete außerdem über die Einsätze der Kreiseinsatzzentrale und Unterstützungsgruppe sowie über Aus- und Weiterbildungen oder Änderungen im Bereich Gefahrgut im Landkreis. 55 Einsätze wurden im Rahmen der Aktion „Kampf dem Herztod“ absolviert, an der sich immer mehr Wehren beteiligen. 16 Aktive haben sich 2024 im Rahmen eines Einsatzes verletzt.
Unter dem Punkt Neuerungen zeigte sich Wurzer erfreut, dass sich die Wehren auf eine höhere Förderung bei Standardfahrzeugen einstellen können. Trotzdem wies er auch auf die allgemeine Teuerung bei Gerätschaften und Fahrzeugen hin. „Da müssen wir an uns arbeiten, dass wir nicht immer alles auf einmal wollen – die Kommunen müssen auch andere Dinge finanzieren, und wir sitzen alle in einem Boot.“
Die Betreuer von Kinder- und Jugendfeuerwehren sollen geschult werden, um sie rechtssicherer zu machen. Die Atemschutzanlage wird erneuert. Neue Einsatzkonzepte zu den Themen Wasserrettung und Extremwetterereignisse sollen sicherere Arbeitsweisen etablieren. Mit dem Einsatzfahrtensimulator gibt es eine neue digitale Ausbildungsmöglichkeit.
Kritisch sah Wurzer die Einstellung mancher gegenüber der Feuerwehr. „Dem müssen wir entgegenwirken und mehr Werbung machen, damit den Menschen klar wird, dass wir das alles ehrenamtlich machen – sie können kommen, statt zu reden. In den Feuerwehrhäusern ist immer ein Platz frei für Neue.“ Er warb dafür, Angriffe auf Einsatzkräfte konsequent anzuzeigen. Zudem mahnte er an, dass der Bund sich nicht weiter aus dem Katastrophenschutz zurückziehen dürfe. „Beschaffungen müssen viel schneller vorangetrieben werden.“